Ehe die beiden Beamten gingen, gaben sie der Ärztin noch den Rat, lieber mit den Reportern zu reden, wenn sie wollte, daß diese von ihrer Auffahrt verschwanden. Dr. Mui glaubte nicht, daß eine Stellungnahme etwas nützen würde, bereitete aber trotzdem eine vor und verlas sie. Zu ihrer großen Verwunderung stellten die Medienleute anschließend nur ein paar Fragen und packten dann ihre Kameras und Mikrophone ein, um wieder in die Stadt zurückzukehren. Anscheinend war Dr. Mui als Nachrichtensensation nicht wichtig genug.
Zumindest noch nicht.
Seit Dr. Mui die Leitung der Klinik übernommen hatte, war sie nie früher nach Hause gegangen, als ihr Dienstplan vorsah; so blieb sie auch an diesem Tag bis 16:15 Uhr, ging hierhin und dorthin und konzentrierte sich, für den Fall, daß man sie beobachtete, ganz auf die Arbeit mit den Patienten. Als sie ihre Stellung so gut wie unter den Umständen irgend möglich gesichert wähnte, packte sie ein paar Akten in ihre Briefmappe und ging hinaus zu ihrem Wagen.
Die Polizei würde im Verlauf ihrer Ermittlungen ihren Besuch in der Klinik sicherlich wiederholen, selbst wenn Ronald Swanson nie wieder zu sich kam. Dr. Mui hatte sich bemüht, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen, war aber nicht so arrogant zu glauben, die Polizei könne nichts herausfinden. Eine Frau mit weniger Selbstbewußtsein hätte sich unter Umständen auf den Weg zum Flughafen gemacht. Dr. Mui aber, die nicht vorhatte, auch nur eine einzige ihrer Investitionen zurückzulassen, begab sich auf direktem Wege nach Hause, um dort in Ruhe Pläne zu schmieden.
Auch ohne die Augen zu öffnen wußte Henry, daß sich dieser Sonnenuntergang nicht von dem guten halben Dutzend davor unterschied. Immer noch standen die Toten am Fußende seines Bettes und harrten auf Gerechtigkeit.
„Wißt ihr, daß man Ronald Swanson dingfest gemacht hat?"
Ja, das schienen sie zu wissen.
Aber anscheinend war es ihnen nicht darum gegangen.
Das hieß, daß man sich nun wieder um vernichtende Rache Gedanken machen mußte.